Unser Anliegen

Unser Anliegen
Der Druck auf unsere Kinder wächst

Wir leben in einer komplexen Gesellschaft, die von vielen Unwägbarkeiten geprägt ist. Der zunehmende Konkurrenzdruck auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auf die Menschen, die hier leben, verlangt ein Höchstmaß an Durchhaltevermögen und Leistungswillen, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen ebenso wie Beziehungsfähigkeit.

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“

Afrikanisches Sprichwort, „Kinderjahre“ S.201, Prof. Dr. Remo Largo, Facharzt für Kinderheilkunde

Fähigkeiten, für die sich schon im Vorschulalter die Basis legen lässt. Unsere Kindertageseinrichtung will die Frage beantworten, wie wir kleinen Kindern den besten Start für diese großen Lebensanforderungen mit auf den Weg geben. Unsere Antwort ist vielschichtig und geht über die plakative Frühförderung, z.B. das Anhäufen von abstraktem Wissen wie Lesen und Schreiben, weit hinaus.

„Pisa huldigt damit einem Bildungsideal, das den effizienten Kopf von den Leistungslieferanten, den Organen, dem Kreislauf, Herz und Lunge, Muskeln und Sehnen, Händen und Füßen abkoppelt. Pisa folgt damit einem defizitären Menschenbild, das sich in der zunehmenden motorischen Inkompetenz und neuen Krankheitsbildern bei unseren Kindern aufs Eindrucksvollste bestätigt.“

Prof. Dr. Gertrud Höhler, Autorin und Unternehmensberaterin

Ganzheitlicher Ansatz

Denn reine Konzentration auf die geistige Entwicklung des kleinen Kindes lässt die Eltern allein mit vielen Problemsituationen: z.B. verzögerte Sprachentwicklung bei derzeit etwa einem Viertel der Vorschulkinder, mangelnde sensorische Integration (z.B. Schwierigkeiten der Auge-Hand-Koordination oder motorische Unsicherheiten) sowie Anstieg von Hyperaktivität, Aggressivität und Konzentrationsstörungen (meist die Vorstufe für Lern- und Leseschwierigkeiten im Schulalter).

„Das Kind kann sich nur Erfahrungen zu eigen machen, die seinen Fähigkeiten entsprechen. Werden ihm Fertigkeiten und Wissen aufgedrängt, für die es entwicklungsmäßig noch nicht bereit ist, wird es verunsichert und lustlos. Das Gefühl „Die Eltern erwarten von mir etwas, das ich offenbar begreifen sollte, aber nicht verstehe“ ist Gift für die kindliche Neugier und das Selbstwertgefühl.“

Prof. Dr. Remo Largo, Facharzt für Kinderheilkunde, S.206

Daraus leitet sich für uns Erzieher/innen die Verantwortung ab, die Umgebung des kleinen Kindes so zu gestalten, dass es sich gesund entwickeln kann (Salutogenese). Wir geben dem Kind Zeit und Raum, die in umgebende Welt zu verstehen. Unser Ziel ist es, dass die Kinder wichtige Basiskompetenzen wie Motorik, Sprache, Phantasie, Durchhaltevermögen etc. an ihrer Umwelt schulen und dabei ein positives Lebensgefühl entwickeln.

Der genaue Blick

Aufgaben, die wir an das heranwachsende Kind stellen, sind geprägt von diesem Anspruch. Es gibt keinen Lösungsweg, dem es stereotyp folgen soll. Vielmehr schauen wir genau hin, wo wir unterstützen müssen, damit das Kind seine Aufgaben selbständig zu Ende führen kann.

„Lust am Lernen setzt Lust am Leben voraus“

Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe

Jedes Kind erhält die Gelegenheit, wichtige Entwicklungsschritte in der ihm eigenen Form vorzunehmen. Damit es im Einklang mit seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen Hindernisse und Herausforderungen meistern kann.

Lebenssicherheit

Diese positive Lebenserfahrung schafft Sicherheit. Denn das kleine Kind ist mit allen seinen Sinnen der Außenwelt hingegeben, aber auch ausgeliefert. Es kann sich nicht gegen überfordernde Reize oder Anforderungen abgrenzen.

„Fehlen dem Kind über längere Zeit Geborgenheit und Zuwendung, verliert es sein natürliches Interesse an der Umwelt und wird passiv. Es macht weniger Erfahrungen und entwickelt sich langsamer.“

Prof. Dr. Remo Largo, Facharzt für Kinderheilkunde, S.201

Darüber hinaus erfährt das Kind Geborgenheit: durch die liebevolle Zuwendung der Erzieher/innen sowie nachvollziehbare Abläufe und Strukturen des Umfeldes. An ihnen kann es sich in Zeit und Raum sowie bei seinen nachahmenden Handlungen orientieren. Dadurch lässt es sich nicht so leicht aus der Bahn zu werfen, wenn es Widerstände wie Krankheit oder plötzliche Lebensveränderungen überstehen muss. (Resilienz)

„Nur wenn Kinder die beiden Grunderfahrungen von emotionaler Geborgenheit und eigener Kompetenz machen konnten, sind sie später auch in der Lage, eine eigene Vorstellung von sich selbst zu entwickeln, zu lernen und über ihre Stellung und Rolle in der Welt nachzudenken und dabei ihre eigenen Möglichkeiten zur Erschließung und Gestaltung dieser Welt zu entdecken.“

Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe

Sich Herausforderungen stellen

Durch die Gesamtheit dieser Erfahrungen gelangt das Kind zu der „Gewissheit, dass die Welt bei entsprechender Bemühung

  • prinzipiell durchschaubar ist,
  • handhabbar und gestaltbar ist,
  • Sinn enthält, so dass auch die eigenen Anstrengungen Sinn machen und es lohnend ist, sich auf die Herausforderungen des Lebens einzulassen.“ (R.Patzlaff, W.Saßmannshausen)

„Durch die Gesamtheit dieser Erfahrungen gelangt das Kind zu der „Gewissheit, dass die Welt bei entsprechender Bemühung prinzipiell durchschaubar ist, handhabbar und gestaltbar ist, Sinn enthält, so dass auch die eigenen Anstrengungen Sinn machen und es lohnend ist, sich auf die Herausforderungen des Lebens einzulassen.“

R.Patzlaff, W.Saßmannshausen

Dabei lernt bereits das kleine Kind mit einem klaren Ziel vor Augen seine Aufgaben trotz aller Schwierigkeiten zu meistern und zum Ende zu bringen. (Kohärenz)

Basiskompetenzen

Zu den wesentlichen Herausforderungen, deren Bewältigung unsere Einrichtung fördert, gehören daher beispielsweise

  • das Verstehen und Begreifen der Umwelt
  • die Schulung der Grob- und Feinmotorik
  • die Sprachentwicklung
  • die Konzentrationsfähigkeit
  • die Phantasieentwicklung
  • das Einordnen in das Gruppengeschehen
  • das Vertrauen auf die eigene Kraft
  • die eigenständige Lösung von Aufgaben
  • die Verantwortung für das kleinere Kindergartenkind
  • das Ergreifen von Initiativen
  • die verbale – nicht handgreifliche – Auseinandersetzung im Konflikt

„Wir haben dem Kinde zu geben, was es zum Leben braucht, nicht aber dürfen wir es unter Zwang setzen,
um es nach unserem eigenen Bilde zu formen, sondern wir müssen ihm eine Freiheit in der Entwicklung lassen und sie achten.“

Rudolf Steiner, Philosoph und Pädagoge, Elemente der Erziehungskunst, S. 58

Wenn Kinder groß sind, ist es egal, ob sie mit 4 oder 7 Jahren, lesen, schreiben, schwimmen oder Flöte spielen gelernt haben.
Dann sucht die Gesellschaft Menschen, die die Dinge anpacken und zu Ende bringen, die originelle Lösungen finden und im Team verbessern können. Menschen, die beziehungsfähig und gesund sind und die aus eigener Kraft ihren Weg gehen.

„Lernen bedeutet für ein Kind, sich Fähigkeiten und Wissen auf seine Weise anzueignen. Der Lernprozessß selbst motiviert das Kind und nicht ein von den Erwachsenene erwünschtes, für das Kind nicht begreifbares, hypothetisches Endresultat.“

Prof. Dr. Remo Largo, Facharzt für Kinderheilkunde, S.226

Medien

Medienkompetenz ist in unserer Zeit ein großes Schlagwort geworden. Nicht zu Unrecht: Die wenigsten Arbeitsplätze werden im 21. Jahrhundert ganz ohne computergesteuerte Prozesse auskommen.
Unsere Frage dreht sich nicht um das ob, sondern um das wann:

Medien wie Fernsehen oder Computer können keine authentischen Erlebnisse generieren. Die Technik ist für kleine Kinder nicht durchschaubar, das menschliche Vorbild fehlt. Außerdem unterbinden sie den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder, der Voraussetzung für die in diesem Alter so wichtige Schulung ihrer grob- und feinmotorischen Fähigkeiten ist.

“Man lernt am Computer nicht denken. Die Chance, dass man es sich durch seine Benutzung abgewöhnt, ist demgegenüber sehr hoch.“

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Hirnforscher

Daher verzichten wir im Vorschulalter bewusst auf diese Medien. Die Erfahrung lehrt, dass eventuelle Vorsprünge, z.B. im Umgang mit dem Computer, schnell in späteren Jahren erarbeitet sind. Dann bringen die Kinder die erforderlichen körperlichen und geistig-seelischen Voraussetzungen mit. Erst zu diesem Zeitpunkt sollte die Medienkompetenz der Kinder gefördert werden.

Der Pflege der Denkkräfte des Kindes widmen wir uns auf verschiedenen Wegen: vgl. hierzu die Methodik-Kapitel „Spiel- und Spielpflege“ sowie „Sinnes- und Sprachpflege“.

„Werden Sehen und Hören entkoppelt – wie beim Wahrnehmen via Bildschirm und Lautsprecher – ,
sind Störungen der Wahrnehmung und des Lernens vorprogrammiert. (…) Bildschirm-Erfahrungen stellen damit eine extreme Verarmung der Erfahrungen des kleinen Kindes dar. Von der Tatsache, dass am Bildschirm die Tiefendimension fehlt, dass man nichts anfassen kann und schon gar nichts riechen oder schmecken, einmal ganz abgesehen.“

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Hirnforscher